Ein Sturz ins Bodenlose

viele haben es versucht

nicht einem ist es gelungen

ich bin der einzige mensch

der es schafft

mich kaputt zu machen


Dieser kurze Text ist in dieser Zeit entstanden, in einem Zustand emotionaler Erschöpfung, verbunden mit reduzierter Leistungsfähigkeit: ich war ausgebrannt. Meine Seele zeigte dem Geist und dem Körper was es bedeutet, wenn sie vernachlässigt wird. Auf dem Zenit meines Burnout hatte ich das Gefühl, nur noch aus Angst zu bestehen. Nicht nur Angst vor dem nächsten Anfall war mein ständiger Begleiter. Die Angst vor allem und jedem legte sich wie ein Tuch auf mich. Endlich war ich aber auch bereit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und damit meiner Seele Raum und Kraft zu geben.

Begleitend zu meiner Therapie schrieb ich die Texte zu »menière desaster«, versuchte, wie durch eine schützende Wand aus Panzerglas, die Ereignisse der vergangenen Zeit an mir vorbeiziehen zu lassen. Dabei wurde mir bewusst, dass ich selbst für meinen Erschöpfungszustand verantwortlich war, weil ich es nicht geschafft habe, mich von der Überholspur, auf der ich all die Jahre unterwegs war, herunter zu bringen. Statt die Zeit nach der Gentamycinbehandlung als Chance für einen Umdenkungsprozess zu nutzen, bin ich in alte Verhaltensstrukturen zurückgefallen. Also war zuerst erforderlich, mein Leben neu zu organisieren und mich von gewohnten Dingen zu verabschieden. Weniger ist manchmal mehr!

Die Auseinandersetzung mit den traumatischen Ereignissen bewirkte aber auch, dass ich mich mit dem Ablauf eines Anfalles erneut auseinander setzte. Mir war klar, dass MM eine pathologische Ursache hat. Einfluss konnte und wollte ich auf die psychosomatischen Begleiterscheinungen und auf Rahmenbedingungen nehmen. Den Untertitel zu meiner Publikation wählte ich ganz bewusst: »Der Feind in meinem Innenohr«. MM kam aus dem Nichts und verschwand im Nichts. Wie ein Heckenschütze. Meine alte Kriegerseele kam zum Vorschein und mit ihr auch die Überlegung, Strategien gegen diesen Feind zu entwickeln.

Medikamente wollte ich nicht nehmen. Damit hatte ich ja bereits Erfahrungen sammeln können. Eine weitere Gentamycinbehandlung, diesmal an der rechten Seite, musste verhindert werden. Morbus Menière war mein persönlicher Feind, der sich in mir befand. Ihm wollte und musste ich mich stellen. Von der Schulmedizin konnte ich nichts erwarten, das war mir klar. Meine Hoffnung war, und das bestätigte sich auch tatsächlich, dass der MM einen ähnlichen Verlauf wie auf der anderen betroffenen Seite nahm. Es blieb mir also etwas Zeit, um mich vorzubereiten. So bin ich den Weg eines Kriegers gegangen. Es war mein Weg und er führte mich zu meinem Erfolg. Am Ende des Weges habe ich die Bombe entschärfen können. Diesen Weg werde ich beschreiben. Bei mir hat es funktioniert. Aber wie schon Goethe schrieb: »Eines schickt sich nicht für alle! / Sehe jeder, wie er's treibe, / sehe jeder, wo er bleibe, / und wer steht, dass er nicht falle!« 



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