Etwas in mir musste sterben, damit ich wieder leben konnte


Das Buch »menière desaster - Der Feind in meinem Innenohr« endet mit der Gentamycinbehandlung, die ich, als ultima ratio, habe durchführen lassen. Vorher kamen die Anfälle im Abstand von zwei Tagen, der letzte Anfall quälte mich über mehr als 30 Stunden. Es wird jeder nachvollziehen können, dass ich am Ende meiner physischen und psychischen Kräfte war. Der Menière wurde dem linken Innenohr zugeordnet. Das Gehör war dort so gut wie nicht mehr vorhanden, das Gleichgewicht war stark irritiert. Vermutlich brannte der Menière aus. Es war eine einsame Entscheidung, in einer Situation, in der mir jegliche Risikobereitschaft längst abhanden gekommen war. Darum habe ich die Bombe in meinem linken Innenohr mittels Gentamycin entschärfen lassen.

In der nahen Folgezeit blieben weitere Anfälle aus. Allerdings hatte ich immer wieder Schwindel. Außerdem einen Reizmagen. Es hat gut 18 Monate gedauert, bis ich diesen wieder beruhigt hatte und von meinem Eimer am Bett Abschied nehmen konnte. Von Menière wollte ich nichts mehr wissen. Ich »hatte« einmal MM und war der festen Überzeugung, dass ich dieses Kapitel endgültig abgeschlossen hatte. Jetzt galt es nur zu kompensieren. Mir war klar, dass ein konsequentes Gleichgewichtstraining einen Erfolg bringen würde. Einen Sieg des Geistes über den Körper, bedingt durch eiserne Disziplin, wollte ich feiern. Hin und wieder vernahm ich zwar die leise Stimme meines Seelchens: »Hallo, ich bin auch noch da!«, die mich daran erinnern wollte, dass es vielleicht Sinn geben könnte, das Trauma zu verarbeiten. Diese Stimme habe ich natürlich geflissentlich ignoriert. Darum konnte ich auch psychisch nichts entgegensetzen, als mir plötzlich und unerwartet ein Menièreanfall buchstäblich den Boden unter der Füßen entriss. Ich hatte das große Los gezogen und war beidseitig betroffen.



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